Wendeburg. Im Wendeburger Kernort gibt es mehr als 20 Nester. Deshalb rät der Storchenbeauftragte Dieter Kaufmann von weiteren Nisthilfen ab.

Gute Nachrichten von den Störchen: Mit einer Ausnahme sind alle Nester im Kreis Peine belegt – es sind sogar ein paar neue gebaut worden. Und: Der Storchennachwuchs ist da und wird von den Eltern emsig gefüttert und umsorgt.

Einblicke ins Nest über eine Kamera, die Bilder aufs Fernsehgerät überträgt.
Einblicke ins Nest über eine Kamera, die Bilder aufs Fernsehgerät überträgt. © FMN | Bettina Stenftenagel

Nirgendwo als im Storchennest auf dem Hof von Dieter Kaufmann in Wendeburg ist das besser zu beobachten: Das Geschehen im Nest wird über eine Kamera auf dem Dach auf das Fernsehgerät im Wohnzimmer des Storchenvaters übertragen. Also quasi „Storchenkino“.

Der Kampf ums Kaufmann´sche Nest

Störchin Lilli hatte in diesem Jahr vier Eier gelegt, drei Kleine sind geschlüpft. „Zwei am 12. April, der Dritte am 13. April“, berichtet Dieter Kaufmann. Er führt über die Termine „seiner“ Störche schon seit Jahren genau Buch. „Lilli war in diesem Jahr vier Wochen früher hier.“ Sonst sind Lilli und Paul kurz nacheinander angekommen. Und während Paul sich verspätet hat, versuchte ein Nebenbuhler bei Lilli zu landen. Als Paul dann kam, gab es heftige Kämpfe. „Eine halbe Stunde lang haben sie sich attackiert“, hat Dieter Kaufmann beobachtet. Paul hat schließlich gewonnen.

Der Lichtmast auf dem Edeka-Parkplatz in Wendeburg ist auch wieder bewohnt.
Der Lichtmast auf dem Edeka-Parkplatz in Wendeburg ist auch wieder bewohnt. © FMN | Bettina Stenftenagel

Der verletzte Storch habe sich nach Harvesse zurückgezogen, berichtet Storchenbeauftragter Danny Baumgart. Sorgen von Dieter Kaufmann, dass sie Störche im Gras, das in diesem Jahr schon höher gewachsen ist als in den Vorjahren, die Regenwürmer nicht mehr finden, räumt er aus. „Zurzeit werden die Äcker bestellt, sie finden überall Nahrung“, meint Baumgart. Die meisten Wendeburger Störche würden ohnehin zur Alba-Deponie und in die Rieselfelder fliegen und sich dort bedienen.

Beliebter Treffpunkt: die Rieselfelder

Auch das Nest auf dem Dach der Volksbank ist bewohnt.
Auch das Nest auf dem Dach der Volksbank ist bewohnt. © FMN | Bettina Stenftenagel

Dort sei auch der Treffpunkt von Störchen, die noch auf Partnersuche sind. Und es sei der erste Anlaufpunkt für diejenigen, die aus dem Süden zurückkehren. „Sie fressen sich erst satt und fliegen dann zu ihren Nestern weiter.“

Allein im Wendeburger Kernort sind in diesem Jahr fünf, sechs Nester dazu gekommen. Das Storchenpaar, das sich im vergangenen Jahr auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses an der Braunschweiger Straße 11 zwischen Dachfirst und Photovoltaikanlage mit dem Nestbau begonnen hatte, dort aber nicht bleiben konnte, habe in der Nachbarschaft bei Familie von Frisch ein Nest bekommen.

Viele Störche – viel Futter

Richtung Harvesse seien zwei neue Nester entstanden, und ein Storchenpaar habe ihr Quartier auf dem Schornstein der Grundschule aufgeschlagen – kein optimaler Platz. Doch in Wendeburg weitere Nisthilfen aufzubringen, davon rät der Storchenbeauftragte ab – mit Blick auf die Futtermenge, die sie vertilgen. „Ein erwachsener Storch braucht am Tag 750 Gramm Nahrung, ein Jungstorch über ein Kilo“, erklärt er. Amphibien, Regenwürmer und Mäuse stehen auf dem Speiseplan. Bei großen und immer größer werdenden Mengen müsse man auch an das Ökosystem denken. Zu viele Störche könnten Schaden anrichten – und leise äußert er auch die Befürchtung, dass zu viele Störche den Menschen auch lästig werden könnten. „Richtung Hannover gibt es noch freie Gebiete“, sagt er. „Aber in Wendeburg nicht mehr.“

Dass sich gerade im Wendeburger Kernort so viele Störche angesiedelt haben, erklärt der Storchenbeauftragte – wie schon sein langjähriger Vorgänger Georg Fiedler – im Futterangebot in den Rieselfeldern und auf der Alba-Deponie. „Und Störche sind Kolonie-Tiere“, sagt Danny Baumgart. „Früher haben sie auf Kreidefelsen genistet“, dieses Verhalten stecke noch in den Vögeln drin.

Infos werden über whatts app gesammelt

Immer mehr Nester im Blick zu haben, und das im Ehrenamt und mit einem Vollzeitberuf – das gelingt Danny Baumgart dank Unterstützung der Gastgeber der Störche. „Wir haben eine Whatsapp-Gruppe“, sagt der Storchenbeauftragte. „So kommen viele Informationen bei mir an – das hilft und funktioniert gut.“

Kindergartengruppen, die über das Fernsehgerät einen Blick ins Wendeburger Storchennest werfen wollen, sind bei Dieter Kaufmann willkommen, mit Anmeldung (05303) 2201.

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