Berlin. Die Berliner Verkehrssenatorin Schreiner tritt nach einem Plagiatsskandal zurück. Sie ist nicht das erste Opfer der Plagiatsjäger.

Am Dienstagvormittag endete die kurze Amtszeit der Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU). Wegen des Verlusts ihres Doktortitels in einer Plagiatsaffäre trat sie vom Amt zurück. Die Universität Rostock hatte zuvor entschieden, Schreiner den Doktortitel zu entziehen.

Im vergangenen Sommer war bekannt geworden, dass das Portal VroniPlag Wiki bei der Analyse von Schreiners Doktorarbeit mehrere zu beanstandende Textstellen entdeckt hatte. Schreiner kündigte daraufhin an, ihre Doktorarbeit prüfen zu lassen und der Universität Rostock eine entsprechende Mitteilung zu schicken. Doch wer steckt eigentlich hinter VroniPlag Wiki und wer wurde noch zum Opfer der Plagiatsjäger?

VroniPlag Wiki ist eine Internetplattform, auf der sich Plagiatsjäger kritisch mit wissenschaftlichen Arbeiten auseinandersetzen. Auf dem Portal und mehreren Ablegern davon sind auch die Doktorarbeiten zahlreicher Politiker thematisiert worden. Gegründet wurde VroniPlag Wiki nach eigenen Angaben von dem Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder. Vorausgegangen war dem Portal der Fall Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und das Guttenplag-Wiki. Dem damaligen Verteidigungsminister wurde 2011 nach einer Prüfung sein Doktortitel entzogen, daraufhin trat er zurück.

Diesen Politikern wurden nach Plagiatsvorwürfen und Untersuchungen ihre akademischen Grade entzogen

  • Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)
  • Silvana Koch-Mehrin (FDP)
  • Matthias Profröck (CDU)
  • Bijan Djir-Sarai (FDP)
  • Jorgo Chatzimarkakis (FDP)
  • Margarita Mathiopoulus (FDP)
  • Anette Schavan (CDU)
  • Siegfried Haller (SPD)
  • Franziska Giffey (SPD)
  • Manja Schreiner (CDU)

Gründer Martin Heidingsfelder verfolgt mittlerweile kommerzielle Interessen und prüft wissenschaftliche Arbeiten auch für Geld. Die Nutzerinnen und Nutzer auf VroniPlag Wiki reklamieren hingegen für sich, politisch unabhängig zu agieren und keine kommerziellen Interessen zu verfolgen. Heidingsfelder wurde im November 2011 auf der Plattform gesperrt, nachdem er sich die Namensrechte für VroniPlag gesichert hatte.

VroniPlag Wiki: Plagiatsjäger zumeist männlich und selbst Akademiker

Wer genau hinter VroniPlag Wiki steckt, ist somit nicht bekannt. Die meisten Nutzer bleiben anonym. Allerdings ergab eine Online-Umfrage auf dem Vorgänger-Portal Guttenplag-Wiki, dass über 60 Prozent der aktiven Nutzer ein Studium abgeschlossen und beinahe zwanzig Prozent selbst promoviert haben. Im Schnitt waren die 1034 Befragten 38 Jahre alt und zu 82 Prozent männlich. Als Motive für ihre Untersuchungen nannten sie eine Bandbreite: Ärger über den Missbrauch akademischer Titel oder Diebstahl geistigen Eigentums, aber auch Ressentiments gegenüber Politikern.

Auf der Plattform werden alle Verfahren und Universitätsentscheidungen dokumentiert. Stand April 2024 führten die Untersuchungen von VroniPlag Wiki in knapp mehr als 100 Fällen zu einer Aberkennung des akademischen Grades beziehungsweise der Lehrbefähigung.

lro/AFP